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BESTATTERINNUNG SAARLAND

Nicht nur „Made im Hunsrück“ macht den Unterschied

In Deutschland gibt es keine Sargproduktion mehr, weil die Konkurrenz aus dem Ausland billiger ist? Falsch, denn das Unternehmen Andres & Massmann aus Blankenrath beweist das Gegenteil – und liefert jährlich rund 20.000 Särge aus.

Der Chef ist clever – und smart, gerade, wenn es darum geht, sein Unternehmen und dessen nachhaltigen Erfolg zu erklären. Denn der ist keineswegs selbstverständlich für eine Branche, deren Deutschland-Geschäft schon oft für tot erklärt wurde: Hersteller von Särgen. Aber Dirk Kämmerling, seines Zeichens Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens Andres & Massmann, beweist eindrücklich das Gegenteil – indem er konsequent neue Wege geht und die Bedeutung von Marketing für sein Geschäft erkannt hat, das ja meist unter der Wahrnehmungsschwelle der Öffentlichkeit stattfindet.

Die Sargfabrik Andres & Massmann aus dem Hunsrück-Örtchen Blankenrath ist seit Jahren Förderkreis-Mitglied des Wirtschaftsverbandes Holz und Kunststoff Saar und verdient allein schon deshalb ein Firmenporträt im Wohnhandwerker. Aber da ist darüber hinaus noch so viel mehr Berichtenswertes, wie Verbandsgeschäftsführer Michael Peter bei seinem Besuch der Sargfabrik vor den Toren von Koblenz feststellen durfte. Dass der viertgrößte Frachtflughafen Deutschlands nur wenige Kilometer entfernt liegt, ist reiner Zufall und trägt nichts zur positiven Geschäftsentwicklung von Andres & Massmann bei, wie Geschäftsführer Dirk Kämmerling versichert: „Der Flughafen Hahn ist für unser Geschäft mit dem sperrigen Gut Särge unbedeutend, gute Straßenverbindungen dagegen essenziell.“

Dass es die braucht bei gut 20.000 ausgelieferten Särgen im vergangenen Jahr ist leicht nachvollziehbar. Immerhin wollen rund 700 Bestatterkunden in Deutschland und rund zehn in Luxemburg zeitnah mit Qualitätsware beliefert werden. Und diese Kunden haben die Wahl – können grundsätzlich aus drei verschiedenen Produktlinien wählen. Die Premiumprodukte aus eigener Herstellung werden unter dem Nachhaltigkeits-Label „Made im Hunsrück“ beworben, dann gibt es zugekaufte Rohsärge, die bei Andres & Massmann nach Kundenwunsch veredelt werden und als dritte Angebotspalette „normale Handelsware“, wie Dirk Kämmerling dieses zusätzliche Handelsstandbein seines Unternehmens bezeichnet. Will damit sagen, die Sargfabrik ist auch ein großer Großhändler, der immer rund 2.000 Särge auf Lager hat, „einfach, um auch mal Kunden schnell und unkompliziert beliefern zu können“, erklärt der 60-Jährige die großzügige Lagerhaltung.

Apropos großzügig. So eine Sargfabrik darf man sich als Giganto-Schreinerei mit Maschinenhalle, Holzlager, Lackier- und Montagehalle und natürlich dem riesigen Teile- und Endproduktlager vorstellen. Sargherstellung auf einem Gelände von 55.000 Quadratmetern im Gewerbegebiet von Blankenrath, die Hallen schon von Weitem sichtbar, ob ihrer schieren Größe und Ausdehnung.

Bescheiden angefangen hat alles 1922 im Dorfkern von Blankenrath, wo Dirk Kämmerlings Opa Josef Massmann mit seinem Partner Peter Andres das Unternehmen Andres & Massmann aus dem Boden gestampft hat. Jetzt ist die dritte Generation am Steuer – und für die vierte gibt es schon Gedankenspiele: mit und ohne die drei erwachsenen Kinder aus dem Hause Kämmerling.

Geboren in Zell an der Mosel und Betriebswirtschaftslehre in Saarbrücken studierend hat Dirk Kämmerling später sein Wissen zu Gold gemacht – und erfolgreich eine Nische im krisenresistenten Sterbegewerbe besetzt. Denn während alle denken, Särge aus deutscher Herstellung wären zu teuer und gehen nicht mehr, hat Dirk Kämmerling einfach weitergedacht und sich ein Feld gesucht, bei dem weniger der Preis als vielmehr die Herkunft eine Rolle spielen: nachhaltig produzierte Särge aus der Region. Oder um es mit der Marketingidee von Andres & Massmann zu sagen: Särge „Made im Hunsrück“.

Und das überzeugt? „Oh, ja“, sagt Dirk Kämmerling ganz frei heraus. „Wir werben bewusst nicht mit ‚Made in Germany‘, wir werben mit, Made im Hunsrück’. Denn das trifft es besser, sogar exakt, denn hier im grünen, reichlich bewaldeten Hunsrück ist unser Unternehmen beheimatet, hier produzieren wir und verwenden für den Bau unseres Sargsortiments ausschließlich Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft.“ Der das sagt, hat das Kunststück fertiggebracht, sich in einem stark schrumpfenden Umfeld nicht nur zu behaupten, sondern marktanteilig zu wachsen. Zur Erklärung: Noch vor Jahren hatte die bundesweite Sargindustrie 110 Mitglieder, heute gibt es in Deutschland gerade noch zwölf Unternehmen mit Komplettfertigung.

Die nackten Zahlen sagen zwar, dass 1995 auf dem Höhepunkt der Geschäftstätigkeit rein nach Masse von 80 Mitarbeitern rund 27.000 Särge produziert wurden, während heute noch 30 Menschen für das Unternehmen arbeiten. Aber eben gut und profitabel. Und wie geht so etwas, will der Wohnhandwerker von Dirk Kämmerling wissen? „Man muss auch in unserem Gewerbe Trends möglichst frühzeitig aufspüren und etwa im großen Möbelhaus erkennen, welche Holzarten, Farben und Muster gerade gefragt sind.“ Tatsächlich im Möbelhaus? „Genau dort. Denn die gleichen Leute, die dort heute Möbel auswählen, gehören in einigen Jahren zu den Kunden unserer Kunden.“ Klingt logisch, wenn auch in der Herleitung überraschend. Aber Dirk Kämmerling weiß, wovon er spricht, schließlich machen die in Blankenrath „Made im Hunsrück“ selbst hergestellten Edelsärge gut ein Drittel des Geschäfts aus. Weil, ja weil Kämmerling frühzeitig erkannt hat, dass das Thema Nachhaltigkeit in allen Bereichen ein großes sein wird.

Hier lohnt auch ein Zitat aus dem schmucken Produktkatalog des Nachhaltigkeits- Sortiments von Andres & Massmann, gerade im Hinblick auf die Rechtfertigung in Sachen Preisgestaltung: „Komplett nachhaltig zu produzieren ist eine Herausforderung, wenn alle ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekte bei der Produktion miteinzubeziehen sind. Wir arbeiten stetig an neuen, innovativen Konzepten und bemühen uns ganzheitlich zu denken – und das geht weit über die eigentliche Sargproduktion hinaus.“

Und was macht Dirk Kämmerling, wenn er nicht Särge bauen lässt und diese vertreibt? Wenn er gerade nicht seine Harley durch die profilierte Hunsrück-Landschaft bewegt, auf dem Tennisplatz schwitzt oder die Skipisten unsicher macht, baut er zusammen mit seinem Freund Willi Schumacher Riesling auf drei Steillagen in seinem Heimatort Zell an der Mosel an. Immerhin 3.500 Flaschen Ertrag pro Jahr bringt der Quereinsteiger-Riesling inzwischen. Auch wenn der von Verbandsgeschäftsführer Michael Peter noch nicht verkostet werden konnte, lässt sich schon jetzt sagen, dass allein der pfiffige Name ein Genuss ist...

 

Mehr Infos und Kontakt:

Andres & Massmann GmbH & Co. KG

Geschäftsführer Dirk Kämmerling

Zur oberen Heide, 56865 Blankenrath

Telefon: 6545-93640

E-Mail: info(at)andres-massmann.de

Internet: www.andres-massmann.de, www.quereinsteiger-riesling.de

Bildnachweise: inplan-media / Andres & Massmann